Neustart am Neumarkt

Eine Vogelperspektive des neu geplanten Quartiers. Man sieht eine Blockrandbebauung mit Hochpunkten in den Blockinnenbereichen. Die Däche sind durchgängig begrünt und zum Teil mit Photovoltaikanlagen bestückt.
Die von der Lindhorst Gruppe geplanten Johoannis Höfe, Bild: SKAI Architekten

Seit mehr als zehn Jahren wird um die Zukunft der ehemaligen „Wöhrl-Immobilien“ am Neumarkt und dem angrenzenden Quartier westlich der Johannisstraße gerungen. Die bisherige Eigentümerin der Immobilien, die Neumarkt 14 Projekt GmbH und Co KG, hatte bis zum Sommer 2019 das Ziel, dort ein Einkaufszentrum zu errichten. Im Juni 2019 erklärte dann der Mehr-heitsgesellschafter Unibail-Rodamco-Westfield (URW), dass einer Realisierung des auf den Namen OSKAR getauften Projektes keine weiteren Chancen eingeräumt werden. Dies war ein schwerer Rückschlag für die Stadt Osnabrück, die den Investor nach Kräften durch einen auf das Projekt zugeschnittenen Bebauungsplan unterstützt und zuletzt dafür sogar die Baugenehmigung erteilt hat.


„Das Scheitern der Shopping-Mall erweist sich wohl letztendlich als Glücksfall für unsere Stadt“ so Oberbürgermeister Wolfgang Griesert, der diesem Projekt von Beginn an kritisch gegenüberstand. „Es gibt uns die Chance, an einer neuen Perspektive für dieses zentrale innerstädtische Quartier zu arbeiten, bevor ein veraltetes Konzept in Beton gegossen wird.“ Folgerichtig hat der Rat der Stadt Osnabrück mit dem Beschluss zur Aufstellung des B-Plan 651 hierauf reagiert: Das neue Planungsziel ist ein gemischtes, urbanes Gebiet, in dem vor allem dem Wohnen ein besonderer Stellenwert eingeräumt werden soll. An dieser Vision wurde bereits von verschiedenen Akteuren gearbeitet und Zukunftsplanungen für das Areal erstellt. Mit der bürgerschaftlichen Initiative „Plan B“ liegt beispielsweise eine Vision vor, deren zentraler Baustein eine neue Stadtbibliothek ist.


Aber auch der bisherige Eigentümer der Immobilien hat in enger Abstimmung mit dem städtischen Projektmanagement Neumarkt an einer Neuausrichtung gearbeitet. Die Anstrengungen führten schlussendlich zu einem Verkauf der Grundstücke der Neumarkt 14 Gesellschaft an die Lindhorst Gruppe aus Winsen (Aller), die – in Zusammenarbeit mit der ROSCO Gruppe aus Bad Hersfeld als Entwicklungspartner und dem Architekturbüro SKAI aus Hamburg als Planungspartner – mit einem überzeugenden städtebaulichen und funktionalen Konzept die Zukunftsgestaltung des Areals zügig in die Hand nehmen möchte.

„Wir sind froh, dass nun mit Alexander Lindhorst ein niedersächsischer Familienunternehmer in den Standort Osnabrück investiert. Bereits die ersten Entwürfe des Projektes konnten uns überzeugen, dass hier neben der städtebaulichen Reparatur ein nachhaltiges und attraktives innerstädtisches Quartier entstehen könnte, welches viele Erwartungen, die Verwaltung, Politik und Bürgerschaft formuliert haben, aufgreift,“ sagt Oberbürgermeister Wolfgang Griesert. „Ich hoffe, dass damit eine Basis entstanden ist, das bisherige Gezerre innerhalb der Einkaufscenter-Gesellschafter zu beenden.“

Der Blick geht durch eine Passage im Innenhof. Die Bebauung ist verdichtet, aber der breite Durchgang bietet durch Bauminseln mit Sitzmöglichkeiten und Geschäftseingänge ein belebtes Bild.
Ein Blick in einen der Höfe, Bild SKAI Architekten


„Unter dem Titel Johannis Höfe sollen nach den Plänen der Lindhorst Gruppe hier ca. 300 Wohnungen für unterschiedliche Zielgruppen entstehen“, wie Dr. Claas Beckord, der im Auftrag des Oberbürgermeisters viele Gespräche geführt hat, verdeutlicht. Geplant sind auch einige Einzelhandelsgeschäfte, die vorrangig den Bedarf der neuen Bewohner befriedigen sollen. Zum lebendigen Neumarkt hin wird Raum für Dienstleistungen vorgesehen, der auch für kulturelle Zwecke oder Bildungseinrichtungen genutzt werden kann. Eine Passage schafft einen neuen Durchgang zwischen Neumarkt und Seminarstraße.


Oberbürgermeister Griesert ist sich sicher: „Das Projekt bietet erstmalig eine wirkliche Chance auch für die Johannisstraße und für die Aufwertung der Rückseiten zur Seminarstraße. Die in den Johannis Höfen zukünftig lebenden Menschen werden Angebote neuer Nutzungen und Dienstleistungen nach sich ziehen. Die Johannisstraße könnte zum „Kiez“ für das neue Quartier werden. Wenn Stadtverwaltung, Politik und Investor an einem Strang ziehen, kann es gelingen, das gesamte Projekt in den nächsten fünf Jahren zu realisieren.“

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